Blitzlicht:
Seit langer Zeit habe ich kein Blitzlicht mehr
geschrieben, viel Zeit ist vergangen in
der ich euch keinen direkten Einblick mehr über das Sektionsleben gegeben habe.
Vielleicht erinnert ihr euch noch was ein
Blitzlicht ausmacht, es ist eine Beschreibung eines Arbeitsalltags, der nicht
unbedingt wie in den anderen Blogeinträgen ein Event oder eine Feier beschreibt
sondern direkte Situationen aus dem Alltag meiner Arbeit und dem Leben der
Kinder.
Heute den 5.11.2013 bin ich genau 11 Monate
und 2 Tage in Guatemala, wenn ich auf das vergangene Jahr zurückschaue blicke
ich auf eine Zeit mit vielen Höhen, Tiefen, Erfolgen, Niederschlägen,
Freundschaften, verrückten Menschen und vor allem einen Haufen Erfahrung. Das
was ein solches Jahr weit weg von Familie und Freunde ausmacht ist, sich von seiner
Heimat zu lösen und offen sein um etwas Neues zu erleben, etwas Neues in seinem
Leben zu erfahren und in gewisser Weise ein Abenteuer zu bestreiten. Man muss
sich auf so viele Veränderungen und einschneidende Erlebnisse einlassen, diese
aufnehmen und sie einfach als Bereicherung für das Leben nehmen, denn eines ist
klar, man ist nicht derjenige der das Recht hat, sich über Kultur und Sitten,
Menschen und ihre Einstellung aufzuregen. Man ist derjenige, der in ein neues
Land kommt und erst mal von allen Seiten schräg angeguckt wird. Gerade hier in
Guatemala, wo die Hauptbevölkerung niemals in ihrem Leben das Land verlassen
wird, wo die Menschen froh sind mit dem was ihnen die Ernte oder der geringe
Halt ermöglicht. Eine Familie zu haben und ohne „Luxusgüter“ zu leben.
Statistisch gesehen, gehören die Guatemalteken zu den glücklichsten Völkern
weltweit.
Heute ist Dienstag, der Tag für mich ist schon
zu Ende und ich habe mal wieder die „Ehre“ in der Sektion schlafen zu müssen.
Die sogenannte „Vela“ ist nicht etwa schlimm, jedoch ist es anstrengend die
Kinder ins Bett zu bekommen, sie ruhig zu halten und man schläft vor allem
nicht so tief wie in seinem Bett im Volontärshaus. Dazu kommt, dass die
Volontäre alle Feierabend haben, einige nach Antigua gefahren sind, andere im
Volontärshaus vielleicht noch ein Bier trinken und ein wenig quatschen. Das
sind genau die Momente die einem im Tio-Job verloren gehen. Denn der
Arbeitsablauf, den ich habe, gleicht mit keinem anderen der übrigen Volontäre.
Mein Tag fing heute um 8 Uhr morgens an, ich
kam in die Sektion, mich empfingen die Kinder wie jeden Tag und ich musste
dafür sorgen, dass die Kinder pünktlich um 8:30 Uhr an ihrem Frühstückstisch im
Speisesaal sitzen. Mit meinem Arbeitskollegen Ivan bilde ich seit meinem ersten
Tag hier in NPH das Arbeitsteam der Sektion San Antonio. Nach dem Frühstück
gingen wir runter in die Sektion, säuberten alles, räumten auf, wuschen Wäsche
und sorgten für die tägliche Hygiene der
Kinder. Danach mussten wir wieder in den Speisesaal hoch, die Tische rautragen,
diese waschen und seit langer Zeit steht mal wieder an, diese neu zu
bestreichen und zu pflegen. So hingen wir bestimmt 2 Stunden daran, mit
Eisenstangen und Schleifpapier die alte Farbe der Tische runter zu kratzen und
zu pflegen. Ich hoffe die Tische sind bis Morgen wieder frisch lackiert und
benutzbar.
Nach dem Putz- und Arbeitsprogramm, hatten wir
noch eine kleine Aufklärungsstunde mit 2 Volontären der Psychologie, welche mit
den Kindern über die verschiedensten Arten von Beziehungen zwischen Mann und
Frau, Freunden oder Feinden geredet haben. Gerade solche Sachen sind hier
extrem wichtig und auch wenn die Kinder nicht immer alles ernst nehmen, lernen
sie zumindest etwas daraus.
Daraufhin gab es schon Mittagessen, Juan* aus
der Sektion war mit Geschirr spülen dran, da er uns das ein oder andere Mal ein
Schimpfwort an den Kopf geworfen hat.
Das NPH-Heim in Guatemala steht kurz vor dem
Jahrestag ihres 17-jährigen Bestehens. Jedes Jahr wird dazu ein riesiges Fest
gefeiert in Welchem verschiedenste Gruppen in Wettbewerben teilnehmen und
versuchen besser zu sein als die anderen. Jede Gruppe hat 3 Wochen Zeit sich
auf diese Wettbewerbe vorzubereiten, ich bin mir sicher, dass ich euch darüber
noch im Blog informieren werde. Deswegen hatten wir heute Nachmittag von 3 Uhr
bis 5 Uhr unsere Probestunde und jedes Kind ist in seine Gruppe abgezischt. Ich
muss auch an dem Jahrestag teilnehmen und bin einer Gruppe zugewiesen worden.
Um 5 Uhr ging es dann für die Jungs unter die
Dusche, mit viel Shampoo und warmen Wasser wurde schnell eine Wasserschlacht
draus, aber solche Momente muss man den Kindern einfach lassen und sie genießen
es, dass sie nicht für jede Kleinigkeit bestraft werden.
Danach geht der Tag auch schon schnell seinem
Ende zu, es gibt eine große Formation mit allen Jungs und der Koordinator des
Jungshauses gibt die wichtigsten Informationen bekannt. Daraufhin wird das
Gebet gesprochen, alle gehen zum Speisesaal und dieses Mal wurde draußen
gegessen, da wir ja keine Tische haben. Um 6:30 Uhr fängt dann meine Pause an,
die ich bis 7:30 Uhr ausnutzen kann um mich für die Vela fertig zu machen. Ich
hole dann meine Decken, Kopfkissen und schaue das ich mich vielleicht noch
umziehe und die Zähne putze.
Und schon ist ein solcher Arbeitstag um, ich
sitze hier, höre Reggeaton in der Sektion, die Kinder sind in ihren Betten und
ich denke ein wenig darüber nach, was mir in der letzten Zeit passiert ist, was
in der Zukunft kommen wird, wie es sein wird wenn ich in 4 Monaten wieder in
Köln bin und was das Leben danach für mich vorbereitet hat.
Für mich heißt es aber auch gleich ins Bett zu
gehen und mich für den morgigen Arbeitstag vorzubereiten.
Liebe Grüße also an alle aus dem gerade sehr
schönen und warmen Guatemala!
Ruben
*Namen sind zum Schutz der Kinder geändert.
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