24.03.13

Dia de Visitas 1.0

Blogeintrag Nr. 23:

Mal wieder hat sich nicht viel verändert hier in Guatemala, das Wetter ist weiterhin super und ich höre aus der Heimat nur das der Winter dem Sommer einen heftigen Knockout in der 3. Runde gegeben hat. Ich hoffe ihr kriegt die Sonne auch noch, ich würde euch ja gerne etwas zuschicken aber ich glaube die Portokosten der göttlichen Post kann mein Konto dann doch nicht tragen.
Falls es euch beruhigen sollte, auch hier wird die Regenzeit kommen und auch hier merkt man jetzt schon ab und zu wie sich Wolken vor den eigentlich immerblauen Himmel schieben :)

Heute war ein sehr besonderer Tag im Heim Nuestros Pequeños Hermanos San Andres Itzapa, es ist großer Besuchertag! Das heißt, das die Kinder die noch eine Familie oder Familienangehörige haben, diese als Besucher empfangen können.
Diesen Besuchertag gibt es 2mal im Jahr. Klar, auch zwischendurch kommen mal Familienangehörige vorbei und bringen Süßigkeiten oder ähnliches mit, aber das sind dann eigentlich nur die Eltern oder Geschwister die in der direkten Umgebung wie Chimaltenango oder Guatemala-Stadt wohnen.
Für die Kinder sind es wohl die beiden schönsten Tage im Jahr, man merkt schon Wochen vorher, wie die Kinder ihre Hoffnung hochhalten das jemand kommt und die Vorfreude von Tag zu Tag steigt.
Für mich als Tío der Sektion San Antonio heißt das alles nur mehr Arbeit, ich habe eigentlich meine 4 freien Tage im Moment, aber am Besuchertag gibt es keine Ausnahme und jeder muss arbeiten.
Die Kinder und die Stimmung war den ganzen Tag angespannt, sie wollen auf nichts hören und sitzen quasi durchgehend auf heißen Kohlen.
Das Problem ist, dass die Kinder nicht wissen ob ihre Familien tatsächlich kommen, ob es die Mutter gerade nicht geschafft hat, keine Lust hat oder ihr die Anreise zu lang war. Aber jeder der Kinder betet darum, wenigstens 2 mal im Jahr seine Mutter oder seinen Vater in den Arm nehmen zu können.
Natürlich ist es für mich auch schwer die Eltern zu sehen, zu wissen was sie den Kindern angetan haben und trotzdem zu sehen wie sehr sie immer noch ihre Kinder lieben und die Kinder ihnen diese Liebe zurückgeben.

Also fing ich heute morgen um 7 Uhr mit der Arbeit an, ich ging in die Sektion runter und habe meinen Computer mitgebracht um einige Filme zu gucken, Ablenkung für die Kinder die wissen, dass sie keinen Besuch empfangen werden ist halt immer noch das beste. Gestern Abend habe ich dazu noch einen Kuchen für die Sektion gebacken und für einen Jungen dessen Mutter kommt und sie ihren Geburtstag heute hat. Ich backe an jedem Geburtstag einen Kuchen für das Geburtstagskind und er sagte mir, dass er keinen Geburtstagskuchen erhalten möchte sondern seinen Kuchen seiner Mutter schenken will. Natürlich habe ich bei einer solchen netten und liebevollen Geste nicht Nein gesagt. :)
Also wartete ich mit den Jungs in der Sektion und ab und zu kommt dann mal jemand rein und schreit den Namen vom nächsten Kind, dieses springt dann überglücklich und mit Herzrasen auf, zieht sich die schönste Hose an, putzt die Schuhe und sprintet hoch in die Besuchermenge um seine Mama oder seinen Papa zu suchen.

Der Besuchertag geht immer bis 2 Uhr Mittags, bis dahin müssen alle Besucher gekommen sein, in meiner Sektion gibt es 3 Jungs bei denen man weiß, dass sie keinen Besuch empfangen werden weil sie niemanden mehr ausserhalb des Dorfes haben, für diese 3 Jungs ist der Tag immer besonders schwer, daher muss man schauen, dass man sich mit ihnen besonders intensiv beschäftigt, mit ihnen spielt oder irgendwelche Aktivitäten unternimmt.

Es ist mein erster Besuchertag und mir wurde direkt klar, das es ein Tag ist, der zeigt wie groß die Schlucht zwischen den Emotionen sein kann, die eine Seite ist unglaublich froh ihre Familien zu sehen, die andere Seite unglaublich traurig das sie niemals Besuch empfangen werden oder die Familie einfach nicht gekommen ist, was glaube ich die größte Enttäuschung ist.

Heutige Schattenseite:
Es haben aus meiner Sektion von 14 Kindern genau 3 Jungs Besuch bekommen, das sind unglaublich schlechte und traurige Zahlen. Das hieß für mich, Kinder trösten, Tränen abwischen, den Geburtstagskuchen der für die Mama bestimmt war in der Sektion aufteilen und schauen das man die Kinder irgendwie ablenkt.
Ein absolut überkochender Topf an Gefühlen mit denen man dann umgehen muss und das größte Problem ist, dass die Kinder einen plötzlich als Papa ansprechen, man in eine Rolle reingesteckt wird, die einem eigentlich nur arbeitsmäßig bestimmt ist und sich aber trotzdem damit zurecht finden muss.

Keiner der Kinder weiß, warum die Familienangehörigen nicht gekommen sind, warum sie es dieses mal nicht geschafft haben oder ob sie das nächste mal auch nicht kommen. Um Punkt 2 Uhr platzt eine Blase der Hoffnung und Vorfreude und löst sich in Luft auf. Eine Situation die ich so noch nie miterlebt habe und mich jetzt schon unglaublich geprägt hat. 
Ich merke wie ich immer dicker mit den Kindern werde, wie sie anfangen mich zu akzeptieren, mich zu lieben und ich sie nur noch als "hijo" (Sohn) anspreche. Ja, mir wird der Abschied am Ende des Jahres unglaublich schwer fallen und es werden sicherlich einige Tränen fließen :)

Nichst desto trotz, ich habe meinen ersten "Dia de visitas general" überlebt, es war hart aber gut und ich hätte niemals auf die Erfahrung verzichten wollen.

Morgen geht es mit dem mehr oder weniger Arbeitsalltag los, die Semana Santa fängt morgen an, sprich alle lokalen Tíos die aus Guatemala kommen haben Ferien und ich muss die Sektionsleitung übernehmen und mit 2 anderen Volontären die Woche auf die Kinder aufpassen. Mein Chef hat mich heute gefragt, ob ich nich in der Sektion "Juan el Bautista" arbeiten möchte, das ist die größte Sektion NPH's. 27 Chicos und alle im Alter von 16-18 Jahren, der Grund für die Frage war, weil es keinen Volontär in der Semana Santa in der Sektion gibt. Aber ich werde den Job nicht annehmen, ich muss erstmal die Semana Santa mit "San Antonio" überleben, danach schauen wir mal weiter :)

Also werde ich sicherlich nach der Semana Santa, also nach Ostersonntag nochmal Bericht über den Blog erstatten und wünsche euch eine schöne Osterzeit und schöne Feiertage und an alle die gerade Abitur machen viel Spaß beim LERNEN! :)


Entonces: ¿Quien verá por los niños?


Que se vayan bien y hasta pronto!

Ruben

17.03.13

Gut, dass mir nicht langweilig wird!


Buenas tardes a todos!

Blogupdate:

Was seit meinem letzten Blogeintrag passiert ist… fast nichts!

Es ist immer noch der gleiche Alltag wie immer und langsam verstehe ich warum alle immer sagen: „Wenn du ins Ausland fährst schaffst du es 4 Wochen deinen Blog aktuell zu halten, danach kommst du in den Alltag und der Blog wird unwichtig.“ SCHWACHSINN! Ich bin nun schon über 100 Tage in Guatemala und bin bei über 20 Posts, also bitte! Ich mach den Blog weiter, auch wenn ich nicht jeden Tag reinschreibe, sollte es schon mindestens alle 10 Tage sein.

Der Alltag hat sich richtig eingespielt, man zählt mittlerweile die Arbeitsstunden nicht mehr, die man in der Woche hinter sich bringt. Ich bin etwa bei 130 Stunden in 10 Tagen. Seit dem Dia de la Mujer habe ich bis jetzt durchgearbeitet und freue mich schon wenn ich am Donnerstag wieder meinen ersten „Descanso“ habe. Was das Leben hier einfach abwechslungsreich macht sind die Aktivitäten die wir mit den Kindern unternehmen, die Besuchergruppen die hier jede Woche kommen und die verschiedenen Aufgaben die die Kinder jeden Tag bekommen. Klar, wenn alles jeden Tag gleich wäre würden es die Kinder hier wohl nicht aushalten J

Die Besuchergruppen die hier im Moment rein- und raustrudeln sind aus Kanada, es sind Schul- und Universitätsgruppen die eine Woche hier im Heim verbringen, ordentlich Asche mitbringen und bei der Konstruktion der neuen Visitorhäuser helfen. Natürlich bedeutet das auch für uns Tíos mehr Arbeit, denn die Besucher kommen natürlich dann mal Abends in die Sektionen, spielen mit den Kindern und sorgen dafür das wir nochmal extra Überstunden machen müssen.

Die Aktivitäten sind immer unterschiedlich, jeden Mittwoch treffen sich alle Tíos um das kommende Wochenende zu planen. Dieses Wochenende haben wir uns ein wenig danach gerichtet was die Besucher gerne machen würden und daher war klar, dass wir Freitag als normalen Tag nutzen, die Besuchergruppe aber Abends mit einer kleinen Tanzeinlage jeder Sektion überraschen und danach noch ein Lagerfeuer machen. Die Wochenenden sind immer besonders hart, zum einen weil man weiß, dass alle anderen Volontäre frei haben und zum anderen weil ich 2 der 3 Nächte in der Sektion schlafen muss. Samstag sind wir erst um 8 Uhr aufgestanden, danach haben wir das Gelände um NPH gereinigt und Nachmittags war Platz für jegliche sportliche Aktivitäten wie Volleyball, Fussball, Basketball und ich habe auch mal den Football rausgeholt und den ersten Kindern die einfachsten Regeln erklärt.

Danach wurden die Haare der Kinder geschnitten, da Läuse hier Gang und Gebe sind, werden die Haare immer schön kurz geschoren und dieses Mal hatte ich die Ehre die Rasiermaschine in die Hand zu nehmen. Bilder gibt es auch davon, ich eröffne bei Google+ mal ein Album wo ich alle möglichen Fotos von kleinen Aktivitäten oder Highlights hochlade. Nach dem Haare schneiden, durften die Kinder im Hauseigenen Schwimmbad schwimmen, es ist eine alte Fischzuchtanlage und die Fische sind vor ca 3 Jahren gestorben, ich bezweifle, dass jemals das Wasser gewechselt wurde und die Fische rausgeholt wurden, denn das Wasser ist tiefgrün und total dreckig. Aber den Kindern gefällt es und sie betteln jeden Tag darum dort schwimmen gehen zu dürfen… UND DAS IST DIE HAUPTSACHE!


---Jairon bekommt ne ordentliche Frisur!---



---Julian und Angel genießen das "einigermaßen" saubere Wasser.---



---Ludwin, Ever und Julian beeilen sich um schnell in der Sektion unter die Dusche zu kommen.---


Heute am morgen (Sonntag) gab es um 8 Uhr wie immer die Messe für alle, man merkt das wir langsam auf die Osterwoche zusteuern und ein wenig Angst habe ich schon davor, natürlich wird die Zeit viel Spaß machen, die Zeit mit den Kindern zu teilen, Ostereier suchen und leckeres Essen genießen…hoffentlich! Allerdings ist diese Zeit auch die härteste für uns Volontäre, dies ist die Zeit in der die lokalen Tíos eine Woche nach Hause fahren und Ferien haben, sprich alle Volontäre müssen als Tíos arbeiten und haben in der ganzen Woche nicht eine Minute „Descanso“. Klar, für mich ist das nichts Neues und ich werde genau so arbeiten wie vorher, aber in dieser Woche bin ich der Chef in der Sektion und habe alles zu entscheiden, mal schauen wie ich mich da mache J

Gerade in diesem Augenblick sitze ich im Comedor, schaue zwei Kindern dabei zu wie sie den Nachmittag damit verbringen den Boden zu putzen und schreibe diese Zeilen hier. Nachdem die beiden Kids ihre Strafe abgearbeitet haben, gehen wir wieder runter in die Sektion und dann wird gelernt, morgen ist wieder Schule. Aber nicht Schule wie gewöhnlich, es ist Examenszeit und die Kinder müssen alle ihre Examen bestehen, ansonsten kriegen sie gewaltig Ärger mit der Hausverwaltung und müssen das Jahr wiederholen. Also werden die Bücher ausgepackt und gepaukt bis der Arzt kommt. Geprüft wird hier neben den normalen Fächern die wir auch in Deutschland kennen unter anderem in Kaqchikel, Formación Ciudadana, Caligrafia, Medio Social, Medio Natural und Communicación.

Nächstes Wochenende möchte ich mit Gerry einen Vulkan namens Fuego und Acatenango besteigen, beide sind im Moment aktiv und man kann mit einem Führer hoch und sich die Lava anschauen, da werden auf jeden Fall auch Bilder hochgeladen J

Soweit war es das erstmal von mir, ich hoffe ihr freut euch weiterhin über die Blogeinträge und lest eifrig mit. Ich werde stets weiter von meinen Abenteuern berichten.

Hasta Luego Amigos y que se vayan bien!


---Los chicos peligros: Angel y Crise---


Ruben

07.03.13

Feliz dia de la mujer!

Buenos dias a todos!

Ich habe die letzten Tage meinen Blog ein wenig schweigen lassen. Das Problem ist natürlich, dass ihr meinen Arbeitsalltag schon kennt und ich nicht jeden Tag schreiben werde was ich den Tag erlebt habe, weil es oft auch einfach die gleichen Dinge sind. 
Allerdings gibt es ja auch ab und zu kleine Events in NPH, welche nicht so wichtig sind wie neue Reisen die Ich unternehmen werde etc aber die Fotos will ich natürlich trotzdem hochladen und euch ein wenig davon erzählen.

Morgen 8.März ist der Internationale Tag der Frau, auch wenn man es nicht von Guatemala erwartet und die Gleichberechtigung auch hier noch immer fehlt wird dieser Tag zelebriert und die Frauen haben normalerweise arbeitsfrei (wenn sie denn arbeiten und nicht zuhause sind und Kinder erziehen, kochen oder Wäsche waschen).
Ja, man muss schon sagen, Guatemala hat mit der Gleichberechtigung im Land zu kämpfen, jedoch wird die Frau im politischen Sinne gut eingebunden, so dürfen die Frauen hier zum Beispiel wählen gehen, sich frei bewegen wie alle anderen Menschen auch und selbst die Vize-Präsidentin Guatemalas ist eine Frau.
Allein die Arbeiten zuhause, werden noch sehr traditionell konservativ gesehen.

Also, wir in NPH haben auch diesen Tag gefeiert, allerdings schon gestern den 6.März, weil es der einzige Tag ist, an dem sich der Arbeitsturnus aller Mitarbeiter NPH's überschneidet und deswegen alle da sind.
Wir Tíos haben uns eine kleine Aktivität ausgedacht oder eine kleine Zeremonie des Tages. Sie sollte nur eine Stunde dauern und als Anerkennung und dank an die weiblichen Arbeiter NPH's sein, dass sie ihre Jobs so gut machen und das NPH froh ist ein solches Team zu haben. Es arbeiten 84 Frauen bei NPH, dass heißt wir brauchten einen Platz der groß genug ist, aber genau so gut ein wenig abseits gelegen von den Kindern, die uns stören könnten.
Der Garten vor dem Haus San Francisco kam sehr gelegen, er beinhaltet einen Brunnen, ist schön gepflegt und dort kann man in Ruhe den Tag zelebrieren. 
Also haben sich alle Tíos morgens um 7 Uhr getroffen, eine Menge Stühle in den Garten verfrachtet, die Musikanlage aufgebaut, den Brunnen gefüllt, Rosen gekauft, einen Pavillon aufgestellt, Schilder gemalt und Kuchen und Cola gekauft.
Das ganze sollte natürlich ein Geheimnis bleiben und die Frauen sollten nichts davon wissen, unter dem Vorwand, dass es ein wichtiges Meeting gäbe haben wir dann alle Frauen abgeholt, sie zu ihren Plätzen gebracht und uns mal eine Stunde wie absolute Gentlemans benommen.






Die Veranstaltung selber haben wir nicht viel gemacht, es wurde Musik gespielt, gesungen, wir haben noch Kuchen und Rosen verteilt und wurden von den  Marimbaklänge unseres Musiklehrers der internen Schule begleitet.

Danach gab es noch eine Umarmung für die Frauen, ein Dankeschön für die Arbeit und ein "Feliz dia de la mujer", mein Sektionskollege Ivan und Ich haben noch eine von diesen Bomben hochgehen lassen von denen ich im Beitrag über San Pedro geschrieben hatte und dann war die Aktivität auch schon zu Ende und alle sind wieder an die Arbeit gegangen.

Jetzt habe ich es endlich wieder geschafft die letzten 10 Arbeitstage hinter mich zu bringen und habe 4 Tage frei. Heute wird nur relaxt und auf der Couch rumgehangen, vielleicht der kleine Hobbit auf Spanisch geguckt und vor allem viel gegessen. Ich habe in den letzten 3 Monaten 15 Kilo in Guatemala verloren, ein Traum für jede Frau, ein Albtraum eines jeden Mannes.
Morgen geht es nach Antigua mal Party machen und der Rest des Wochenendes plane ich mir spontan.

Gerry und Ich sind schon schwer am überlegen wo es uns wohl in den nächsten 4 Tagen unseres "Descansos" hinzieht und ich glaube wir werden uns mal die Umgebung um Coban angucken. Soll wohl ganz schön da sein, mit den Naturlagunen in denen man baden kann etc.
Mein Visa ist nun auch schon verlängert, ich habe den Stempel in meinem Reisepass und muss nun am 3.6.2013 das erste mal das Land verlassen, ich denke Mexiko oder Costa Rica werden die beiden Optionen sein.

Weitere Bilder von der Aktivität finden ihr wie immer unter dem Link "Fotos" auf meinen Blog.

Hasta Luego!

Ruben